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Forschungsschwerpunkte
a) Queer Theologie

Queer-Theologie arbeitet mit den Erkenntnissen der Queer-Studies. Diese sind im Rahmen der Gender-Studies entstanden und untersuchen die verschiedenen Dimensionen von queeren Lebens, dazu gehört die konkrete Diskriminierungsgeschichte, die philosophischen und sozialwissenschaftlichen Annahmen und Erkenntnisse zu Körper, Geschlecht und Begehren. Sie integrieren medizinische und psychologische sowie interkulturelle und postkoloniale Diskurse. Für die Theologie bedeutet dies, die Konzentration auf die Körper, die Geschlechter und das Begehren als grundlegende Fragestellungen der Theologie zu akzeptieren. Von dort her fragt die systematische Theologie nach den Konsequenzen in der Anthropologie, der Ekklesiologie, des Gottesbildes etc.

Dieser Forschungsschwerpunkt befindet sich im Aufbau.  Ziel ist die Etablierung einer Forscher*innengruppe.

b) DFG-Projekt (2023-2026): Facing the Unexpected

Systematic theological and pastoral psychological approaches to forgiveness Experiences of guilt and the question of the possibility or impossibility of forgiveness are im- portant issues on both a personal as well as societal level that are highly relevant, even within a secular- ized context. Current global political events, including the ongoing effects of the pandemic, underline the urgency of such questions. Is it possible to have a peace process without forgiveness? The capacity for forgiveness is an integral prerequisite that permeates all levels of life – personal, societal, political – and without which human society would be unthinkable. The aim of this project is to examine and analyse forgiveness and its current relevance from systematic and practical theological perspectives.

1) Scientificaspects
What does the current situation and pressing need for forgiveness processes mean for the Roman Catholic practice of the Sacrament of Penance and Reconciliation and the individual and collective chal- lenges it has faced since the 1970s? As the limitations of the scholastic and neo-scholastic traditions of penitential theology, the juridification of the sacrament and the reliance on one single form of sacra- mental confession become ever more apparent, the sacramental practice and its theological foundation are in need of revision. (Werner 2016; Werner and Hahn 2020) The dual aspect of the sacrament of penance dogmatised by the Council of Trent has been normatively inscribed in the Code of Canon Law (CIC), ascribing the priest the role of both judge and doctor. (Codex Iuris Canonici. Codex des kanon- ischen Rechtes [CIC/ 1983] 2001; Demel and Pfleger 2017) As starkly highlighted by the Mannheim- Heidelberg-Giessen Study commissioned by the German Conference of Bishops (Deutsche Bischof- skonferenz 2018), the practice of confession has been severely discredited by the revelation of its po- tential for misuse and abuse to commit and hide acts of sexual violence. (Faggioli, O’Reilly-Gindhart 2021) At the same time, however, there appears to be an increased interest in ritual forms of forgiveness in Protestant Churches. This leads to the question of whether the church and theology can comment on and contribute to the current issue of forgiveness considering its secular relevance?

2) Hypotheses
Forgiveness is an intersubjectively determined act that throughout history has been intrinsically linked to theology, philosophy, and psychotherapy. As a result of the rise of modern concepts of free- dom, the act of forgiveness is always in tension with the possibility and impossibility of forgiveness. Another essential element is the fragile process of self-forgiveness, which is deeply connected with the ability and willingness to understand one own’s guilt. The current theological discourse seeks to identify a path towards ‘the good life’ as a form of immanent ‘soteriology’ within the tension between divine revelation, unavailability of forgiveness, and the right of all people to justice. (Striet 1998) Due to its complexity, a contemporary conception of forgiveness must be based on ecumenical and interdiscipli- nary openness, particularly with a view to contemporary psychology in order to be successful. Symbolic, ritual, temporal, spatial, social, and corporeal aspects all play essential roles in therapeutic as well as pastoral and ecclesial processes of forgiveness. These need to be closely considered in attempts to es- tablish a comprehensive theological theory of forgiveness. Furthermore, penance and forgiveness as practiced in churches, and particularly the Roman Catholic clergy-centred approach to confession, con- stitute a certain “imbalance of power and powerlessness,” which needs to be critically investigated in order to reframe and redefine ecclesiastic processes of forgiveness. Therefore, such practices of for- giveness must be discussed within a critical discourse on power. (Werner 2019a-b; 2020)

c) Intersektionalitätsforschung – konkrete Verbildlichung von hidden patterns


Forschungsschwerpunkt und Forschungsvorhaben
Die Intersektionalitätsanalyse ist Ende der 1980er Jahre von Kimberlé Crenshaw entwickelt worden, um aufzuzeigen, dass Gesetze, die Diskriminierungen aufgrund eines bestimmten Persönlichkeits-merkmales verurteilen, nicht geeignet sind, um auf Mehrfachdiskriminierungen angemessen zu reagieren. Der von Crenshaw verwendete Begriff „Intersectionality“ sollte verdeutlichen, dass sich Benachteiligungen bei von Mehrfachdiskriminierungen betroffenen Personen nicht bloß addieren, sondern zu eigenständigen Diskriminierungserfahrungen weiterentwickeln. Diese juristische Analyse ist in die Sozialwissenschaft übertragen worden, um Benachteiligungen wirksam untersuchen zu können. In der deutschsprachigen Theologie taucht die Intersektionalität das erste Mal 2007 in einer Untersuchung über die Bedeutung von Religion in der Antike auf. In der systematischen Theologie wird sie ausschließlich von mir rezipiert. Deswegen ist dieser Forschungsschwerpunkt in höchstem Maße innovativ und steht am Anfang der Arbeitsvorhaben. Mit der Intersektionalitätsanalyse sollen zwei Case Studies untersucht werden, die die konkrete Verbildlichung von hidden patterns verdeutlichen: Zum einen geht es um die Benachteiligung von Frauen in Wissenschaftssystem. Hierfür wird derzeit die tatsächliche Anwesenheit von Frauen auf theologischen Konferenzen und in theologischen Fachzeitschriften statistisch erhoben. Gleichzeitig entwickele ich mit den Kolleginnen Prof. Dr. Judith Gruber (Leuven) und Prof. Dr. Ute Leimgruber (Regensburg) ein Theoriekonzept für diese Case Study, das in einen gemeinsamen Antrag münden soll. Der zweite Schwerpunkt meiner Untersuchung befasst sich mit der Frage, welche Erkenntnisse sich mithilfe der Intersektionalität in Bezug auf sexuelle Gewalt geweihter Männer an Kindern und Jugendlichen – über die bereits erkannten Ursachen und begünstigenden Umstände dieser Gewalt hinaus – noch gewinnen lassen.
Die Intersektionalität durchzieht die Forschungsperspektive durchgehend. Als konkretes Beispiel wird eine Veröffentlichung 2023 erscheinen, in der nicht nur die faktische Unterrepräsentanz von Frauen in der theologischen Wissenschaft nachgezeichnet wird, sondern auch den epistemischen Gründen nachgegangen wird. Hier wird ein internationaler Blick die Situation in der deutschsprachigen Theologie erweitern. Weitere Arbeiten zu diesem Thema werden folgen.
Aktuell erarbeite ich eine Übersicht über den bereits existierenden Forschungsstand in den USA und möchte für die weitere Bearbeitung des Themenfelds eine interdisziplinäre Gruppe zusammenstellen. 

d) Kommunikative Theologie / öffentliche Theologie in ihrer Relevanz für gegenwärtige Gesellschaften


Forschungsschwerpunkt und Forschungsvorhaben
Die Präsenz von Religion im öffentlichen Raum ist ein interkulturelles und interreligiöses Thema, das sich nicht nur in gegenwärtigen politischen Debatten (Kopftuch, Kreuze in Schulen, christliches Abendland etc.) zeigt, sondern in Gewalt- und Unterdrückungserfahrungen von Menschen mit sichtbaren religiösen Symbolen. Mich als systematische Theologin interessiert an diesen Themen und Vorkommnissen die Bedeutung religiöser Symbole und ihr Verständnis für eine gegenwärtige Gesellschaft. Diese Fragestellung werde ich daher in drei sehr unterschiedlichen Zugängen erforschen. Erstens wird die Präsenz von Identitäten im öffentlichen Raum, die sich durch symbolische Kleidung bereits körperlich als zu einer Religion zugehörig zeigen, als Frage nach einer Pluralitätsfähigkeit der Gesellschaft untersucht. Hier steht die Pluralitäts- und Divergenzfähigkeit der Mehrheitsgesellschaft im Mittelpunkt. Zweitens werde ich in einer Monographie meine langjährige Forschung für dieses Zusammenspiel von öffentlicher Präsenz, Öffentlichkeit und religiöser Symbolik auf ihr treibendes Thema, nämlich die Macht, und die Konsequenz für eine Theologie, die sich gesellschaftlich verantwortlich und politisch gestaltend versteht, vorlegen. In diesem Sinne versteht sich das Kooperationsprojekt mit dem Iran als ein Case Study zur in der Monographie vorzulegenden theologischen Konzeption. Drittens ist der Internationale Forschungskreis Kommunikative Theologie der Forschungsraum, in dem und aus dem heraus diese Forschungen entstehen und eingebunden sind. Dies wird im 5. Kongress zum Thema „Heimaten“ behandelt werden. b) Intersektionalitätsforschung – konkrete Verbildlichung von hidden patterns Forschungsschwerpunkt und Forschungsvorhaben Die Intersektionalitätsanalyse ist Ende der 1980er Jahre von Kimberlé Crenshaw entwickelt worden, um aufzuzeigen, dass Gesetze, die Diskriminierungen aufgrund eines bestimmten Persönlichkeits-merkmales verurteilen, nicht geeignet sind, um auf Mehrfachdiskriminierungen angemessen zu reagieren. Der von Crenshaw verwendete Begriff „Intersectionality“ sollte verdeutlichen, dass sich Benachteiligungen bei von Mehrfachdiskriminierungen betroffenen Personen nicht bloß addieren, sondern zu eigenständigen Diskriminierungserfahrungen weiterentwickeln. Diese juristische Analyse ist in die Sozialwissenschaft übertragen worden, um Benachteiligungen wirksam untersuchen zu können. In der deutschsprachigen Theologie taucht die Intersektionalität das erste Mal 2007 in einer Untersuchung über die Bedeutung von Religion in der Antike auf. In der systematischen Theologie wird sie ausschließlich von mir rezipiert. Deswegen ist dieser Forschungsschwerpunkt in höchstem Maße innovativ und steht am Anfang der Arbeitsvorhaben. Mit der Intersektionalitätsanalyse sollen zwei Case Studies untersucht werden, die die konkrete Verbildlichung von hidden patterns verdeutlichen: Zum einen geht es um die Benachteiligung von Frauen in Wissenschaftssystem. Hierfür wird derzeit die tatsächliche Anwesenheit von Frauen auf theologischen Konferenzen und in theologischen Fachzeitschriften statistisch erhoben. Gleichzeitig entwickele ich mit den Kolleginnen Prof. Dr. Judith Gruber (Leuven) und Prof. Dr. Ute Leimgruber (Regensburg) ein Theoriekonzept für diese Case Study, das in einen gemeinsamen Antrag münden soll. Der zweite Schwerpunkt meiner Untersuchung befasst sich mit der Frage, welche Erkenntnisse sich mithilfe der Intersektionalität in Bezug auf sexuelle Gewalt geweihter Männer an Kindern und Jugendlichen – über die bereits erkannten Ursachen und begünstigenden Umstände dieser Gewalt hinaus – noch gewinnen lassen. Aktuell erarbeite ich eine Übersicht über den bereits existierenden Forschungsstand in den USA und möchte für die weitere Bearbeitung des Themenfelds eine interdisziplinäre Gruppe zusammenstellen.

e) Vergemeinschaftungslogiken in der Moderne und späten Moderne


Forschungsschwerpunkt und Forschungsvorhaben
Das Forschungsvorhaben nimmt die pentekostale Religiosität in den Blick. Der offenkundigen Krise der verfassten Kirchen in den säkularen Ländern steht nicht nur ein vermehrtes Interesse an Religion und religiösen Phänomenen gegenüber (Stichwort „Wiederkehr der Religion“), sondern auch eine Abwanderung in anders vergemeinschaftete Gruppierungen in den modernisierten Ländern des Südens. Dieses Phänomen wird einerseits religionssoziologisch untersucht, andererseits gibt es bis auf wenige Ausnahmen kaum theologische Auseinandersetzungen mit der Bedeutung dieser veränderten religiösen Verortung von individueller Frömmigkeit und kollektivem Bewusstsein. Die konkreten Gruppierungen der pfingstlichen Gemeinschaften differenzieren sich selbst zudem in einem Maße, dass es kaum noch möglich ist, allgemeine Aussagen zu treffen. Und doch zeichnet sich an diesen Verschiebungen mehr ab als der je persönliche religiöse Geschmack. Die Grundform der Christlichen verändert sich (Michael Huhn, Adveniat). Mich interessiert dabei als Dogmatikerin, welche Herausforderungen diese Veränderungen für die katholische Kirche in ihrer äußeren Gestalt und in ihrem theologischen Verständnis, also der binnenkirchlichen Verarbeitung dieser Krise, haben. Zudem begleitet mich die Intuition, dass diese strukturellen Veränderungen mit ihren religionsinternen Verarbeitungen der Krise in der Moderne nicht nur für die christlichen Kirchen zutreffen, sondern eine grundlegende Erscheinungsform von Religion in der späten Moderne darstellen.
In den nächsten Jahre möchte ich hierzu eine Monographie vorlegen, die Ekklesiologie unter diesen besonderen Herausforderungen reflektiert und dies auf drei Ebenen tut: die grundlegende Information über Ekklesiologie wird durch Vertiefungen zum Thema ergänzt und mit komplexen Fragestellungen über das eigentliche Fach hinausgeführt in intersektionale, queer-theologische und postkoloniale Fragestellungen hinaus.