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Wolfgang Hubers Gastvortrag über den Menschen im Zeitalter der Digitalisierung

Wider einen instrumentell verengten Intelligenzbegriff

31.05.2023

Auf Einladung beider theologischer Fakultäten hielt am 24. Mai 2023 Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber einen Vortrag zum Thema „Der Ort des Menschen im digitalen Zeitalter". Vor gut gefüllten Rängen im großen Hörsaal HGA 10 sprach der ehemalige Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (2003 bis 2009) und Ehrendoktor unserer Fakultät über die Gefahren eines sich verändernden Menschenbilds im Gefolge zunehmender Digitalisierung.


Huber verwarf dabei u.a. transhumanistische Träume von einer „todlosen“ Gesellschaft als unverträglich mit menschlicher Kultur und Sinngebung. Der Schwerpunkt seines Vortrags galt aber der Kritik eines instrumentell verengten Begriffs von Intelligenz, dem durch die rasanten Fortschritte in der Entwicklung sog. „künstlicher Intelligenz“ (Alpha Zero; ChatGPT usw.) Vorschub geleistet werde. Empathie, Erklären und Verstehen träten zurück gegenüber der Konzentration auf reine Problemlösung. Huber ging auch auf jüngste Alarmrufe renommierter Experten ein, die wie der „Godfather of A.I.“, Geoffrey Hinton, vor den zivilisationsbedrohenden Gefahren einer dem Menschen bei Weitem überlegenen „allgemeinen künstlichen Intelligenz“ warnen. Huber machte sich diese Warnungen zum Teil zu eigen und befürwortete verstärkte Anstrengungen zu einer internationalen Regulierung der KI.
Dem Vortrag schlossen sich eine rege Diskussion mit dem Auditorium sowie ein Sektempfang an, bei dem Huber das Gespräch mit alten WeggefährtInnen und jungen NachwuchswissenschaftlerInnen suchte.
Ausführlicher nachzulesen ist Hubers Position zur Digitalisierung in seinem jüngst erschienenen Buch „Menschen, Götter und Maschinen. Eine Ethik der Digitalisierung“ (C.H.Beck; 2022).

Text: C. Weidemann