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„Imagination als Chance des Dialogs“

16.10.2023

Tagung2023


Vom 04. Oktober bis zum 06. Oktober 2023 fand in Bochum die internationale Tagung „Imagination als Chance des Dialogs“ statt. Forscher*innen und Student*innen verschiedener Länder, Konfessionen und Religionen kamen vor Ort und digital zusammen, um das Themenfeld der Imagination aus ihren jeweiligen Fachrichtungen zu beleuchten.

Tagung2023


Vom 04. Oktober bis zum 06. Oktober 2023 fand in Bochum die internationale Tagung „Imagination als Chance des Dialogs“ statt. Forscher*innen und Student*innen verschiedener Länder, Konfessionen und Religionen kamen vor Ort und digital zusammen, um das Themenfeld der Imagination aus ihren jeweiligen Fachrichtungen zu beleuchten.


Die Teilnehmenden wurden mit Grußworten von Matthias Sellmann (Prodekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität) und Gunda Werner (Lehrstuhlinhaberin für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Ruhr-Universität Bochum) empfangen, die auf das Potenzial und die Grenzen von Imagination für Gesellschaft und Theologie hinwiesen.

Daniel Minch (Ruhr-Universität Bochum/Universität Münster), Initiator und Hauptorganisator der Tagung, hielt den Eröffnungsvortrag unter dem Titel „Rediscovering Our Need for Mythos: The Critical Theological Imagination at Work in Creation, Culture and Theology” und warf dabei die Frage auf, ob die Welt nicht ganz anders gedacht werden könnte und müsste. Vor den Herausforderungen von Leid, Tod und anderen prekären Umständen bestehe aber auch die Möglichkeit, dass aus dem Leidensdruck Handeln und Aktion entstehen können, die miteinander verbinden und Dialog ermöglichen. Zugleich brauche es dafür aber die Offenheit, in der Begegnung mit anderen auch Unbekanntes zuzulassen.

Mit eben dieser Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, wurde die Tagung durch eine Gruppe von Studierenden begleitet, die Tagungsinhalte und Gruppenprozesse reflektierten und wiederholt in die Runde spiegelten.

Der zweite Tag setzte sich mit dem Vortrag „Theological Imagination and the Quest for Intercultural Hermeneutics for Multi-dimensional Religious Dialogue“  von Ikenna Paschal Okpaleke (UC Louvain) fort, der sein Modell der „trinitarisch interkulturellen Hermeneutik“  vorstellte, mit dem er postuliert, jegliche Andersartigkeit oder Fremdheit willkommen zu heißen und gleichzeitig die eigene Identität zu bewahren. Denn durch die Bewusstmachung der gegenseitigen Verbundenheit wird einerseits ein transformierendes Potential deutlich, zugleich aber auch, dass jede Form von Ausgrenzung anderer zur Verarmung einer Gemeinschaft führt.

Nach den „Sternen für die ökumenische Theologie“ griff Anna Viktoria Vogelmann (Eberhard Karls Universität Tübingen) in ihrem Vortrag, in dem sie die Krise der ökumenischen Theologie diagnostizierte und Imagination als Prinzip zum Aufbrechen alter Strukturen und Quelle neuer Formate  – wie interdenominellen Instituten, BarCamps oder alternativen Forschungsmethoden insb. der Empirie – qualifizierte.

Trevor Maine (Hamline University) lud unter dem Titel „Competing Imaginaries and the Challenge of Interreligious Community in Historically Christian Spaces” ein, an einer Fallstudie teilzunehmen, die sich um die Eskalation eines Konflikts über das Zeigen von Abbildungen des Propheten Mohammed in einem kunsthistorischen Seminar seiner Fakultät drehte.

Rasool Akbari (Humboldt-Universität zu Berlin) stellte anhand zahlreicher muslimischer Kunstwerke das Potenzial narrativer Imagination für interreligiöses Lernen aus einer Shiha-Muslimischen Perspektive dar und stellte dabei heraus, dass es Informationen, Erfahrbarkeit und Selbstreflexion im Umgang mit ebensolchen narrativen Imaginationen bedarf.

Unterbrochen und aufgelockert wurden die Vortragsformate durch anschließende Workshops, in denen das Gehörte in Kleingruppen reflektiert und diskutiert werden konnte sowie diversen Poster-Präsentationen zum Thema Imagination von Student*innen und Doktorand*innen der KU Leuven und der Ruhr-Universität.

Marius van Hoogstraten (Mennonitisches Seminar Vrije Universiteit Amsterdam) machte sich in seinem Vortrag „The Messy Newness of Life: Religious Difference and the Inventive Imagination“ dafür stark, im interreligiösen Dialog der Unordnung und der Komplexität Raum zu geben und den Fokus auf das am Rand liegende Unerwartete, Neue zu legen.

Der letzte Vortrag der Tagung beleuchtete das Thema der Imagination aus liturgiewissenschaftlicher Sicht. Samuel Goyvaerts (Tilburg University) betonte unter dem Vortragstitel „Symbole und Sinne: Imagination und die moderne Unfähigkeit des liturgischen Aktes“ die Relevanz von Imagination für die Liturgie, die als Signifikationsprozess nicht ohne diese auskomme und in der sich letztlich unterschiedliche Vorstellungswelten gegenüberstünden.

Am Ende der drei inhaltlich und zeitlich dicht gefüllten Tage konnten alle Teilnehmer*innen dankbar auf eine intensive Zeit des wissenschaftlichen und persönlichen Austausches zurückblicken.