(Arbeits-)Titel: Schöpfungstheologie in der sozial-ökologischen Krise. Eine interdisziplinäre Horizonterweiterung mit Impulsen aus Wissenschaftstheorie, Ökophilosophie und Feministischer Theologie
Fragestellung: Die sozial-ökologische Krise verweist auf die gestörten Beziehungen zwischen mehr-als-menschlicher Natur und Gesellschaften. Ökologische Krisen wechselwirken dabei mit sozialen Krisenphänomenen. Wie kann nun eine christliche Schöpfungstheologie aussehen, die auf die sozial-ökologische Krise als Zeichen der Zeit antwortet? In meinem Forschungsprojekt möchte ich dieser theologischen Herausforderung interdisziplinär und explorativ begegnen und frage: Welche konzeptionellen Impulse aus Wissenschaftstheorie, Ökophilosophie und Feministischer Theologie tragen dazu bei, eine Schöpfungstheologie sozial-ökologisch weiterzuentwickeln und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Theologie?
Forschung: Die sozial-ökologische Krise als globale Herausforderung im Anthropozän zeigt nicht nur ein praktisches Handlungsdefizit an, sondern deutet auch auf ein tieferliegendes Beziehungsproblem zwischen der menschlichen und der mehr-als-menschlichen Natur hin. Die Beziehung zu unserer Mitwelt ist entfremdet, verzweckt und instrumentalisiert. Das Forschungsprojekt nimmt daher den doppelten ökotheologischen Auftrag an: selbstkritisch die eigenen Traditionen hinterfragen, inwiefern sie zerstörerische und entfremdende Haltungen religiös legitimiert haben; und kreativ die eigenen Ressourcen verwenden, um der gegenseitigen Verbundenheit und Verantwortung in der Gemeinschaft der Mitgeschöpfe Rechnung zu tragen.
Das Vorgehen ist dabei interdisziplinär und explorativ: Mit dem Anliegen, theologische Vorannahmen mit denen der Welt zu vermitteln und gegebenenfalls neu zu bestimmen, habe ich Gesprächspartner*innen aus den Bereichen Wissenschaftstheorie, Ökophilosophie und Feministische Theologie ausgewählt. Donna Haraway, David Abram und Sallie McFague eint, dass sie ontologische, epistemologische und ethische Fragen verbinden, transzendenz-affin sind und durch ihre ganzheitlichen Perspektiven die im westlichen Denken verankerten Dualismen überwinden versuchen. Zentrale Konzepte sind Relationalität, Verkörperung, speziesübergreifende Wahrnehmung und Situiertheit.
Diese interdisziplinäre Verankerung ist für eine sozial-ökologische Schöpfungstheologie konstitutiv und horizonterweiternd. Sie ermöglicht eine sozial-ökologisch sensible Neubewertung (schöpfungs-)theologischer Inhalte wie das Gott-Welt-Verhältnis, Inkarnation, Offenbarung und Erlösung.
Institutionelle Anbindung: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fundamentaltheologischen Seminar der Universität Bonn