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Gegen Antisemitismus und Antijudaismus

Heute mehr als gestern, morgen mehr als heute! Eine Stellungnahme zur Erinnerung an den 9./10. November 1938.

07.11.2023

Stellungnahme

Am 9./10. November erinnern wir den Pogrom von 1938, den Auftakt zur Ermordung der Juden und des Versuchs der Auslöschung jüdischen Lebens. Die von Deutschland ausgehende Zerstörung jüdischer Kultur und jüdischer Gotteshäuser hat das Verhältnis von Christen und Juden nachhaltig geprägt und verändert. Der Entschluss zur Vernichtung der Juden gründete auf einem radikalen Antisemitismus, der historisch nicht von einem jahrhundertealten theologischen Antijudaismus zu lösen ist. Christinnen und Christen stehen daher bis in die Gegenwart in besonderer Verantwortung, sich für den Erhalt jüdischen Lebens und jüdischer Kultur einzusetzen. Mit großer Sorge schauen wir auf die gegenwärtige Situation, in der auch in Deutschland Antisemitismus wieder in breiter Form Fuß fasst. Dem stellen wir uns als Katholisch-Theologische Fakultät Bochum entschieden entgegen.

Stellungnahme

Am 9./10. November erinnern wir den Pogrom von 1938, den Auftakt zur Ermordung der Juden und des Versuchs der Auslöschung jüdischen Lebens. Die von Deutschland ausgehende Zerstörung jüdischer Kultur und jüdischer Gotteshäuser hat das Verhältnis von Christen und Juden nachhaltig geprägt und verändert. Der Entschluss zur Vernichtung der Juden gründete auf einem radikalen Antisemitismus, der historisch nicht von einem jahrhundertealten theologischen Antijudaismus zu lösen ist. Christinnen und Christen stehen daher bis in die Gegenwart in besonderer Verantwortung, sich für den Erhalt jüdischen Lebens und jüdischer Kultur einzusetzen. Mit großer Sorge schauen wir auf die gegenwärtige Situation, in der auch in Deutschland Antisemitismus wieder in breiter Form Fuß fasst. Dem stellen wir uns als Katholisch-Theologische Fakultät Bochum entschieden entgegen.


Wir verurteilen auf das Schärfste den Pogrom der Hamas vom 7. Oktober 2023: Das Auslöschen von ganzen Familien, die Ermordung von Säuglingen, Müttern, Alten und Kranken, die Geiselnahme von Zivilisten, einschließlich der Bevölkerung des Gazastreifens, verhöhnt die moralischen Grundsätze sämtlicher Religionen, tötet den Glauben an die Humanität und verursacht unendliches Leid in der Region. Das Vorgehen der Hamas war minutiös geplant und zielte auf den Vollzug mehrerer Tabubrüche, nicht zuletzt durch die Inszenierung der Inhumanität in den sozialen Medien. Im Gedenken an dieses Leid stehen wir mit Solidarität und Mitgefühl an der Seite derer, die dadurch tief getroffen und traumatisiert sind.

Der Überfall der Hamas dient nach den Aussagen seiner Sprecher dem Ziel der physischen Vernichtung Israels und seiner jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner. Es verbietet sich daher jede Relativierung dieser Verbrechen, die in die dunkelsten Epochen des Antisemitismus verweisen. Wir verurteilen ausdrücklich - in Übereinstimmung mit den Lehren des II. Vatikanischen Konzils und der Päpste - jeden Antisemitismus im alten oder neuen Gewand. Das Existenzrecht Israels, um unseren älteren Brüdern und Schwestern im Glauben (Johannes Paul II) eine sichere Heimat zu gewähren, ist und bleibt unverhandelbar.

Als Katholisch-Theologische Fakultät sehen wir uns in der Verantwortung, jede Form des theologischen Antijudaismus und des Antisemitismus offen zu benennen und uns entschieden dagegen zu stellen. In der Theologie, die wir an der Ruhr-Universität Bochum in Lehre und Forschung vertreten, haben diese Positionen keinen Platz. Daher erinnern wir am 9./10. November diesen Jahres den Pogrom von 1938 und seine Folgen. Daher nennen wir den Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 im Kontext dieser Erinnerung, die unsere Geschichte und unser Handeln in der Gegenwart prägt.

Für die Fakultät:

Stefan Böntert / Matthias Sellmann /
Florian Bock (alle Dekanat)

Textentwurf:

Wilhelm Damberg / Christian Frevel