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Das Geld und seine Kirche?

Aktuelle Forschung zur Kirchensteuer

22.01.2024

Beim Treffen des Forschungskollegs sprachen Mitglieder der Fakultät mit Dr. Anna Ott von der Stabstelle Kirchenrecht im Bistum Mainz über die Kirchensteuer.

Jährlich spült die Kirchensteuer über 6 Mrd. Euro in die Kassen der katholischen Diözesen. Doch wie weit trägt das gegenwärtige Kirchensteuersystem eigentlich noch? Auf welchen Grundlagen ruht der kirchliche Umgang mit Geld? Und worauf kommt es in Zukunft bei der Ausgabenpolitik der Kirche an?


v.l. Dr. Björn Szymanowski, Aleksandra Brand, Prof. Dr. Matthias Sellmann, Dr. Anna Ott
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v.l. Dr. Björn Szymanowski, Aleksandra Brand, Prof. Dr. Matthias Sellmann, Dr. Anna Ott

Jährlich spült die Kirchensteuer über 6 Mrd. Euro in die Kassen der katholischen Diözesen. Doch wie weit trägt das gegenwärtige Kirchensteuersystem eigentlich noch? Auf welchen Grundlagen ruht der kirchliche Umgang mit Geld? Und worauf kommt es in Zukunft bei der Ausgabenpolitik der Kirche an? Diese und weitere Fragen standen am 16.01.2023 im Fokus der Abendveranstaltung "Das Geld und seine Kirche? Aktuelle Forschung zur Kirchensteuer“.

Unter der Moderation von Herrn Prof. Dr. Matthias Sellmann, Prodekan der Bochumer Katholisch-Theologischen Fakultät, entwickelte sich eine lebhafte interdisziplinäre Diskussion: Aus der Bochumer Fakultät traten Frau Aleksandra Brand, M.Ed., aus exegetischer Perspektive und Dr. Björn Szymanowski mit pastoraltheologischem Zugang an. Zur Freude unserer Fakultät konnte mit Frau Dr. Anna Ott (Mainz) eine externe Kirchenrechtsexpertin für das Thema Kirchensteuern gewonnen werden. Der Abend war dabei nicht nur kollegial ein echter Erfolg, sondern auch mit Blick auf die differenzierte Bearbeitung des hochaktuellen Themas. Deutlich wurde die Relevanz einer verlässlichen Finanzbasis herausgestellt: Geld spielt für die Organisation der Kirche eine entscheidende Rolle. Wie in anderen Institutionen auch, müssen Gehälter und Sozialbeiträge gezahlt, Instandhaltungskosten für Gebäude getragen und Infrastruktur bezahlt werden. Wer die finanzielle Dimension des kirchlichen Handelns ausspart, wird den gegenwärtigen Herausforderungen kaum gerecht.

Das wussten bereits die Urgemeinden, wie Aleksandra Brand stichhaltig gezeigt hat: Schon früh organisierten sie finanzielle Strukturen zur Sicherung der finanziellen Existenz der Apostel und ihrer Familien oder zur caritativen Unterstützung bedürftiger Gemeinden. Die exegetische Betrachtung legte die starke paulinische Begründungslogik frei, die die Pflicht zur Zahlung der Löhne für Mitarbeitende heraushebt und einer Zahlungsethik den Weg bahnt. Heute ist die Kirchensteuer sogenannte "Res Mixta" in ein komplexes staatliches Finanzsystem eingebunden: historisch erwachsen aus einer Tradition der Unabhängigkeit und Trennung, wird sie aktuell zunehmend in Frage gestellt, nicht nur von den Zahlenden selbst. Dabei gerät eine finanzielle Basis ins Wanken, die für pastorale Arbeit in Deutschland entscheidend ist. Ist die Kirchensteuer damit ein Auslaufmodell? Anna Ott, die in ihrer Forschung die Alternativen zur Kirchensteuer studiert und für die kanonistische Einordnung fruchtbar gemacht hat, stellt fest: Alternative Finanzierungsmodelle, wie eine Kultursteuer, können das Kirchensteuersystem allein nicht ersetzen. Abhilfe schafft nur eine Diversifizierung der Finanzierungswege. Dass das allein nicht ausreicht, hat der pastoraltheologische Zugang offengelegt: „Gegenwärtig fließen enorme Summen in die Aufrechterhaltung einer Sozialform, die nur einen Bruchteil der Gesellschaft tatsächlich erreicht. Ob Kirchensteuer, Kultursteuer oder Fundraising: Es braucht vor allem einen Wandel hin zu einer pluralismusfähigen Ausgabenpolitik.“ (Björn Szymanowski).

Die Veranstaltung wurde vom Forschungskolleg der Bochumer Katholischen Fakultät (FoBoKath) organisiert und durchgeführt.