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Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2021/22

Hier finden Sie die Auflistung aller in diesem Semester angebotenen Veranstaltungen.

Vorlesung
„Zuhören –Austauschen –Vorschlagen“: Einführung in die Pastoraltheologie

Seit der Pastoralkonstitution ‚Gaudium et spes‘ (GS) hat die Pastoraltheologie zu einem neuen Selbstverständnis gefunden. Sie ist nicht länger die Anwendungswissenschaft der Dogmatik; sie ist nicht die Berufslehre für Priester oder für Hauptamtliche Laien in der kirchlichen Praxis; und sie ist auch nicht die software der Kirche für den angeblich nötigen Überlebenskampf in einer säkularen Umgebung.
Vielmehr ist Pastoraltheologie heute das Entdeckungsunternehmen des ganzen Volkes Gottes, die ‚Zeichen der Zeit‘ an den Orten und Situationen ihrer kulturellen Gegenwart zu lesen und zu verstehen. So hat es GS formuliert. Gemeint ist keine Kleinigkeit: Es geht darum, jene Zeichen und Orte zu identifizieren, in denen sich Gott hier und heute als der erweist, der sein Versprechen hält, für die ‚Welt‘ präsent zu sein. Für diese Entdeckung braucht man eine pastorale Theologie: eine kontextsensible ‚Theologie der Welt‘, eine präsentische Theologie der Offenbarung, eine pluralitätsfreudige Theologie der Freiheit.
Die Vorlesung erarbeitet die wesentlichen geschichtlichen Etappen und Einsichten der Pastoraltheologie. Sie reflektiert über den enormen dogmatischen Sprachfortschritt, den das Vatikanum II mit der Konstitution ‚Gaudium et spes‘ ermöglicht hat. Und sie vertieft den aktuell stark diskutierten Ansatz einer pragmatistischen Pastoral(theologie).

Zeit: Di 14:00-16:00
Beginn: 12.10.2021
Anmeldefrist: 30.09.2021
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Literaturhinweise:
• Sellmann, Matthias: zuhören – austauschen – vorschlagen. Entdeckungen pastoraltheologischer Milieuforschung, Würzburg 2012.
• Herbert Haslinger (Hg.): Handbuch Praktische Theologie, 2 Bd., Mainz 2000.
• Sander, Hans-Joachim: Theologischer Kommentar zur Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et Spes (= Herders Theol. Kommentar zum Vatikanum II, Bd. 4, hg. von Peter Hünermann u.a.), Freiburg/Basel/Wien 2005, 580-886.
• Mette, Norbert: Katholische Praktische Theologie. Ein Überblick, Darmstadt 2005.
• Themenheft ‚Next generation‘ der Zeitschrift Lebendige Seelsorge H. 1/2011 (mit neuesten Ansätzen der Pastoraltheologie).
• Bauer, Christian: Ortswechsel der Theologie. M. Dominique Chenu im Kontext seiner Programmschrift ‚Une école de théologie: Le Saulchoir‘, 2 Bände, Berlin 2010.
• Bucher, Rainer (Hg.): Theologie in den Kontrasten der Zukunft. Perspektiven des theologischen Diskurses, Graz/Wien/Köln 2001.
• Bucher, Rainer: Theologie im Risiko der Gegenwart. Studien zur kenotischen Existenz der Pastoraltheologie zwischen Universität, Kirche und Gesellschaft, Stuttgart 2010.

Hauptseminar
„Wenn Seelsorge schnell gehen muss“:Das pastorale Praxisfeld der Notfallseelsorge

Bei Unfällen, Schicksalsschlägen oder Katastrophen heißt es in der Berichterstattung oft lapidar: "Die Opfer wurden psychisch betreut." Was nicht so bekannt ist: Viele Opfer werden auch seelsorglich betreut. Und noch mehr: Auch die Betreuer der Opfer brauchen Betreuung – ebenfalls oft genug ein auch seelsorgliches Bedürfnis.

Die pastoralen Profis, die diese Aufgaben übernehmen, heißen 'Notfallseelsorger:innen'. Sie sind in Bereitschaftsdienste eingeteilt, 24/7. Sie tragen ein Handy, das sie sofort von jeder Tätigkeit wegholt. Sie sind da, wo Menschen sterben; sie überbringen Todesnachrichten; sie halten Menschen, die in Ohnmacht fallen; sie sprechen, wo es einem die Sprache verschlägt; sie schweigen, wo man mehr als Teilnahme nicht bieten kann.

Notfallseelsorger:innen sind oft pastorale Hauptamtliche der Kirche, also Priester, Diakone, Pastoralreferentinnen. Viele aber sind hauptamtlich Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter oder vom Technischen Hilfswerk und haben sich pastoral weitergebildet.

Das Seminar erarbeitet Hintergründe und Konkretionen des eher unbekannten Praxisfeldes Notfallseelsorge, möchte aber auch praxisnahe Eindrücke der Arbeit vermitteln. Um das zu gewährleisten, wird es im Seminar immer wieder Gelegenheiten geben, sich mit Notfallseelsorger:innen auszutauschen, Fälle zu besprechen und das Erlernte mit der Praxis in Verbindung zu bringen. Zum Seminar gehört auch der Besuch eines Vortrags aus der Fortbildungsreihe der Katholisch-Theologischen Fakultät für Notfallseelsorger:innen in NRW.

Die genauen Daten sind:
Vier Blocktage (10.15 – 15.00 Uhr) am 20.10.2021, 24.11.2021, 22.12.2021 und 02.02.2022. Ort: zap im O-Werk, 44780 Bochum.
Am 19.01.2022 nimmt der Kurs an einem Vortrag der Fortbildung ‚Notfallseelsorge in NRW‘ der Fakultät teil.

Anmeldefrist: 11.10.2021
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Literaturhinweise:
• Christof Breitsameter (Hg.): Notfallseelsorge. Ein Handbuch, Münster 2012.
• Gerhard Dittscheid: Menschen im Notfall helfen: Zur pastoralen Grundlegung der Notfallseelsorge in Kirche und Gesellschaft, Würzburg 2014.
• Joachim Müller-Lange u.a. (Hg.): Handbuch Notfallseelsorge, Edewecht 2013.
• Kai Herberhold: „Ich kenne ihr Leid“ (Ex 3,7): Notfallseelsorge in Deutschland (=Studien zur Theologie und Praxis der Caritas und Sozialen Pastoral 29), Würzburg 2014.
• Themenheft „Lebendige Seelsorge“, Heft 4/2015.

Oberseminar
Forschungen zur Pastoraltheologie

Ein flüchtiger Blick auf die untige Literaturliste genügt, und man sieht: Es ist mächtig was los in der katholischen Kirche. Und das stimuliert die Theologie – so soll es ja wohl auch sein.
Unter dem Label ‚Synodaler Weg‘ bündeln sich gegenwärtig die Bemühungen um die Reform der Kirche. Der ‚Weg‘ wurde ins Leben gerufen, um der Feststellung der sogenannten MHG-Studie Rechnung zu tragen, dass die katholische Kirchenverfassung strukturelle Defizite vorweise, die Missbrauch begünstigten.
In vier Foren wird seit Jahresbeginn 2020 an diversen Beschlussfassungen gearbeitet. Ihre Themen: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“; „Priesterliche Existenz heute“; „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“; „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“.
Für die einen ist der Synodale Weg Anlass, längst für unmöglich gehaltene Reformanliegen neu auf die Tagesordnung zu setzen; für die anderen wird damit das Maß weit überzogen.
Jedenfalls steht fest: So viel kirchenpolitische und theologische Debatte war selten.
Im Lektürekurs werden wir uns die Debatten und ihre Hintergründe vornehmen. Wir schauen in aktuelle öffentliche Beschlusstexte; wir vertiefen die Argumentations-Panoramen; wir studieren die besonders scharfen Kontroversen; wir versuchen zu verstehen, was unserer eigenen Meinung voll entgegenläuft; wir unterscheiden die Genres und Textarten; wir entideologisieren sowohl die Reformer wie die Skeptiker.
Und, sonst wäre es keine Pastoraltheologie: Wir fragen danach, wie die Kirche konkret und vor Ort aussieht, wenn dieses Argument sich durchsetzt – oder eben jenes.

Zeit: Fr 110:00-12:00
Beginn: 15.10.2021
Anmeldefrist: 12.10.2021
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Literaturhinweise:
• https://www.synodalerweg.de/
• Michaele Labudda/Marcus Leitschuh (Hg.): Synodaler Weg - Letzte Chance?: Standpunkte zur Zukunft der katholischen Kirche, Paderborn 2020.
• Anne Kathrin Preckel: Der Synodale Weg: Fragen und Antworten, Stuttgart 2020.
• Bernhard Sven Anuth/Georg Bier/Karsten Kreutzer (Hg.): Der Synodale Weg - eine Zwischenbilanz, Freiburg iB 2021.
• Michael Seewald: Reform – Dieselbe Kirche anders denken, Freiburg iB 2019.
• Maria Hagenschneider: Es reicht jetzt!: Frauen in der katholischen Kirche stehen auf, Ostfildern 2020.
• Christiane Florin: Trotzdem!: Wie ich versuche, katholisch zu bleiben, München 2020.
• Stephan Böntert / Winfried Haunerland / Julia Knop / Martin Stuflesser (Hg.): Gottesdienst und Macht: Klerikalismus in der Liturgie, Regensburg 2021.
• Julia Knop / Gregor Maria Hoff / Benedikt Kranemann (Hg.): Amt - Macht - Liturgie: Theologische Zwischenrufe für eine Kirche auf dem Synodalen Weg, Freiburg iB 2020.
• Christoph Binninger / Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz / Karl-Heinz Menke / Christoph Ohly (Hg.): Was ER euch sagt, das tut!: Kritische Beleuchtung des Synodalen Weges, Regensburg 2021.
• Themenheft Lebendige Seelsorge 2/2020: Der Synodale Weg

Kolloquium
Promotions-/Habilitationskolloquium Pastoraltheologie

Das Kolloquium dient den Doktorand/inn/en und Habilitand/inn/en der Pastoraltheologie der gemeinsamen Diskussion über ihre Arbeiten und Thesen. Die Termine werden per E-Mail an die betreffenden Personen bekanntgegeben.
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Literaturhinweise:
• Nach Absprache