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Aktuelle Projekte

Dr. Jacob Hesse beschäftigt sich in seinem von der DFG geförderten Forschungsprojekt mit der Frage, welche Rolle Religionskritik für die Entwicklung von Religion besitzt. Seiner These nach ist Religionskritik nicht nur etwas, das von außen an Religionen herangetragen wird, sondern ein wesentlicher Bestandteil der inneren Dynamik der Religionsentwicklung selbst. Für die Explikation seiner These greift er auf die Arbeiten des Philosophen Ernst Cassirer zurück. Dieser argumentiert, dass sich „das spezifisch religiöse Bewusstsein“ durch eine Kritik an dem mythischen Denken auszeichnet. Letzteres wiederum ist nach ihm dadurch gekennzeichnet, dass hier Symbol und Wirklichkeit bzw. Erscheinung und Realität in eins fallen. Hier werden gefühlte Kausalitäten, mythische Bildwelten und Gottheiten für die jeweiligen Lebensbereiche als Teile der Wirklichkeit postuliert. Das spezifisch religiöse Element tritt gemäß Cassirer damit auf, dass die Projektionen des mythischen Denkens als symbolische Konstrukte des Menschen entlarvt und einer grundlegenden Kritik unterzogen werden. Belege findet er hierfür in der Prophetenkritik, in der jesuanischen Kritik, sowie auch in der Entwicklung des Buddhismus, der Upanishaden und des Zorastrismus. Die Religion durchbricht nach Cassirer auch magisch und rituell aufgeladene Tabusysteme, die Menschen entworfen haben, um ihre Ängste zu bändigen. Dem Ideal der Aufklärung verpflichtet, argumentiert Cassirer, dass Religion in ihrer vollen und höchsten Form den Menschen zu immer mehr Freiheit führt.

Neben einer detaillierten Analyse davon, was Cassirer mit symbolischer Wirklichkeitserschließung, mythischem Denken und vor allem Religion genau meint, möchte Jacob Hesse in seinem Forschungsvorhaben auch kritische und weiterreichende Fragen stellen. So plant er in den Blick zu nehmen, inwieweit Cassirer einen aus heutiger Sicht angemessenen Religionsbegriff verwendet bzw. wie seine Theorie mit den Überlegungen zur Entstehung und Ausdifferenzierung von Religion ins Verhältnis gesetzt werden können. Des Weiteren möchte er unter Rückgriff auf Überlegungen des kanadischen Philosophen John Schellenberg fragen, wie Religion zukünftig aussehen kann, wenn die Weiterentwicklung konstitutiv über die Religionskritik führt. Ein mögliches Ergebnis davon wäre, dass eine statische, sich zu stark verfestigende Religion unter Umständen ihre eigene qualitative Weiterentwicklung blockiert. Darüber hinaus möchte er auch die gesellschaftliche Dimension von Religion in den Blick nehmen, die Cassirer nicht weiter ausgeführt hat. Er behauptet zwar, dass mythisches Denken sich z.B. in der Rassenideologie und im Führerkult niederschlägt, nimmt aber keinen Bezug auf die Potentiale der Religion, ihrer kritische Haltung gegenüber dem mythischen Denken auch in profane gesellschaftliche Kontexte zu übertragen. Mit der skizzierten kritischen und weiterführenden Exegese Cassirers, hofft Dr. Jacob Hesse auch Impulse für die allgemeine Debatte über den Begriff der Religion geben zu können.

In diesem langfristigen Vorhaben geht es darum, den inhaltlichen Austausch zwischen der Analytischen Philosophie und der kontinentaleuropäischen Theologie zu intensivieren. Wir kooperieren mit dem entsprechenden Forschungsprojekt der Universität Innsbruck.

Klassische Gottesbeweise sind ein heiss umstrittenes Eisen. Während manche sie für endgültig erledigt erklären, stützen andere ihre religiösen Überzeugungen auf sie. In diesem Forschungsprojekt geht es darum, die argumentative Struktur dieser Argumente zu klären - sie ist nämlich oftmals alles andere als klar. Was soll es bedeuten, dass "Existenz in Wirklichkeit und im Verstand" eine größere Vollkommenheit darstellt als bloße "Existenz im Verstand"? Setzt Anselm dieses Prinzip voraus? Was meint Thomas von Aquin, wenn er am Ende seiner berühmten fünf Wege sagt, "et hoc omnes dicunt Deum" / "und das nennen alle Gott"? Will er damit eine Faktenbehauptung machen oder den Gottesbegriff definieren? Die methodologischen Erkenntnisse, die man hier, an den absoluten Grenzen des menschlichen Erkennens, gewinnen kann, sind für viele andere Bereiche höchst relevant. Wie rekonstruiert man überhaupt ein Argument? Sind Argumente dasselbe wie deduktive Ableitungen? Welche Logik ist für die Rekonstruktion die richtige, und wie kann man das entscheiden? 2009 fand am Lehrstuhl die Konferenz "Anselms ontologischer Gottesbeweis" statt.

Zur Wissenschaft gehört nicht nur das Verfassen neuer Texte, sondern auch das Sichern und Aufbereiten klassischer Texte. Dazu ist Software-Unterstützung sehr hilfreich. Nähere Informationen hier.


Abgeschlossene Projekte

In diesem DFG-geförderten Forschungsprojekt untersuchen wir die klassische Lehre von der Unendlichkeit Gottes und ihren Zusammenhang mit der Rede von Endlichkeit und Unendlichkeit in verschiedensten wissenschaftlichen Arbeitsfeldern: von der Theologie bis zur Anthropologie und von der Mathematik bis zu den Naturwissenschaften. Nähere Informationen hier.

Poster Infinity

The Infinity of God - Conference

Scientific, theological, and philosophical Approaches
8th - 11th August 2013

Although it is often taken to be an essential part of an adequate notion of the divine, the idea of God’s infinity became theologically popular not before the rise of patristic thought, and it was not until Vatican I. that it was considered to be obligatory. However, it often remains conceptually unclear what exactly it means to assert that God is infinite. The conference discussed God’s alleged infinity from philosophical, theological and scientific approaches.

Program

Speakers: William Carroll, Philip Clayton, Georg Essen, Benedikt Göcke, William Hasker, Paul Helm, Anna Ijjas, Franz Krainer, Bernhard Lang, Brian Leftow, Kenneth L. Pearce, Ken Perszyk, Thomas Schärtl, Christina Schneider, Ruben Schneider, Richard Swinburne, Christian Tapp.