NACH OBEN

Perspektiven der Theologie in der Wissensgesellschaft

Seit dem Wintersemester 2018/19 unterstützt die Katholisch-Theologische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum Doktorandinnen und Doktoranden durch ein eigenes Förderprogramm. Die Stipendiatinnen sind mit den übrigen Doktorandinnen und Doktoranden der Fakultät als Mitglieder des neu gegründeten Forschungskollegs Katholische Theologie Bochum (FoBoKath) vernetzt, das neben den etablierten Angeboten für Promovierende an der RUB den wissenschaftlichen Austausch zwischen den theologischen Disziplinen ermöglicht und das Forschungsprofil der Fakultät insgesamt stärkt. Die Verbindung aus Stipendienprogramm und Forschungskolleg ist ein Charakteristikum der Fakultät innerhalb der deutschen theologischen Fakultätenlandschaft und ein weiterer Schritt hin zur Verstetigung einer strukturierten Nachwuchsförderung.
Hier werden die Forschungsprojekte der Stipendiatinnen vorgestellt.


Kirchberg Profil
Kontakt: katharina.kirchberg(at)rub.de

Katharina Kirchberg: Der Apostel der Völker. Paulinische Impulse für eine Theologie der Religionen

Paulus stilisiert sich im Römerbrief als „Apostel der Völker“ (Röm 11,13), der durch seine erfolgreiche Mission Israel „eifersüchtig“ machen will, aber die Hoffnung auf die Rettung ganz Israels (Röm 11,26) hochhält. Er stellt sich als „Diener (Liturge) Jesu Christi für die Völker“ dar, der das Evangelium Gottes wie ein Priester verwaltet (Röm 15,16), indem er es von Jerusalem aus in einem universalen Horizont verbreitet (Röm 15,18f.). Dieser Auftrag, der im Heilstod Jesu für „alle“ (Röm 3,21-26) begründet ist, geht auf die Berufung des Apostels zurück (Röm 1,1-5; vgl. Gal 1,15f.). Die Völker sind in der Missionfür Paulus nicht lediglich Objekte einer Evangeliumsverkündigung und Wissensvermittlung, sondern Subjekte eines Dialoges, der von paulinischer Seite auf Überzeugung aus ist. Der Dialog ist asymmetrisch, weil Paulus sich als das Evangelium zu vermitteln gesandt sieht, dasdie Adressaten ohne ihn nicht kennenlernen würden. Aber die Kommunikation ist reziprok, weil Paulus sich in seiner Verkündigung zum einen auf die Widerstände einlässt, die er erwartet und erfährt, um sie kritisch und konstruktiv zu bearbeiten, und zum anderen auf die Zugänge, die er für den Glauben findet, so reagiert, dass er das Evangelium selbst in weiteren Horizonten und tieferen Dimensionen versteht und verkündet: Juden und Griechen, Sklaven und Freien, Männern und Frauen (Gal 3,26-29). weiterlesen

Foto Julia van der Linde
Kontakt: julia.vanderlinde(at)rub.de

Julia van der Linde: Digital Care? Eine theologisch-ethische Analyse der Authentizität digitaler Fürsorgebeziehungen ausgehend von E-Mental-Health

Innerhalb der digitalen Mediatisierung, der Veränderung unserer Kommunikation durch digitale Medien, eröffnen E-Mental-Health-Anwendungen als Teil der Telemedizin der Psychotherapie neue Handlungsräume und ermöglichen digitale Fürsorge. Fürsorge wird hier zunächst als Praxisform sozialen Handelns verstanden, die sich im Engagement und in der Tätigkeit für auf Hilfe angewiesene Menschen ausdrückt. Diese beinhaltet sowohl materiale sachbezogene Aspekte, die sich als Wirksamkeit erfassen lassen, als auch Beziehungsaspekte, die unterschiedlich eng miteinander verbunden sein können. Wird Kommunikation nicht bloß im Sinne physikalisch-technischer Kommunikationsmodelle als Informationsvermittlung verstanden, sondern als Grundlage jeder menschlichen Communio, die zugleich „das oberste Ziel jeder Kommunikation“ (CeP 8) darstellt, wird deutlich, dass sich E-Mental-Health auch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Fürsorge auswirkt. weiterlesen

Miriam N
Kontakt: miriam.niekaemper(at)rub.de

Miriam Niekämper: „[K]eine prächtigen Fürsten [...], sondern geistliche Väter und Brüder.“ Julius Angerhausen (1911−1990)und die „Fraternität der Kleinen Bischöfe“ –ein Beispiel für die Theologie einer Kirche der Armen

„Die Bischöfe der Zukunft werden keine prächtigen Fürsten, keine einsamen Monarchen, kei-ne feierlichen Eminenzen und Exzellenzen mehr sein, sondern geistliche Väter und Brüder.“ So beschreibt Julius Angerhausen, der erste Weihbischof von Essen, in einem mit dem Titel „Die Kirche der Zukunft“ überschriebenen Artikel 1964 seine Vision desnachkonziliaren bischöflichen Selbstverständnisses. Diese Interpretation des Bischofsamtes ist nicht nur vom Priesterbild der Christlichen Arbeiterjugendgeprägt, deren Nationalkaplan Angerhausen einige Jahre warund die den Priester stärker als geistlichen Begleiter und Spiritual verstand, sondern spiegelt auch Vorstellungen von einer bescheidenen und demütigen Kirche wider. Insbesondere das Zweite Vatikanische Konzil war in dieser Hinsicht für Angerhausen von Bedeutung: Er war nicht nur Mitglied der sogenannten Gruppe der „Kirche der Armen“, sondern auch der einzige deutsche Erstunterzeichner des Katakombenpaktes, einerSelbstverpflichtung im Sinne einer dienenden und armen Kirche. Darüber hinaus schloss sich Angerhausen mit 19 Bischöfen zu einer internationalen Gemeinschaft zusammen, die von der Spiritualität Charles de Foucaulds beeinflusst war und als „Fraternität der Kleinen Bischöfe“ bezeichnet wurde. Auch dieser Gruppe ging es in fundamentaler Weise darum, sich speziell in den Dienst der Armen und Benachteiligten zu stellen und gleichzeitig das eigene Leben bescheiden und demütig an der „evangelischen Armut “auszurichten. Die Bischöfe trafen sich während des Konzils regelmäßig, um sich über dasThema ‚Armut‘,eigene Erfahrungenund spirituelle Fragenauszutauschen. Spä-ter blieben sie als Gesamtgruppe über Rundbriefe in Kontakt.weiterlesen

Sandra S
Kontakt: sandra.schneebeck(at)rub.de

Sandra Schneebeck: Die Heilsbedeutung der Auferweckung Jesu. Eine zentrale Perspektive paulinischer Soteriologie

Die Auferweckung Jesu gehört zum Zentrum paulinischer Theologie, auch in soteriologischer Hinsicht. Soweit die Quellen sprechen, hat der Apostel Paulus als Erster die grundlegende Bedeutung der Auferweckung Jesu theologisch reflektiertund diese Theologie schriftlich kommuniziert: „Ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos“ (1Kor 15,14).Im Unterschied zu dieser auferweckungstheologischen Perspektive, die der Apostel selbst öffnet,wird in der exegetischen wie der systematischen Theologie der paulinische Beitrag zur Soteriologie vor allemin einer Theologie des Todes Jesu gesehen. Typisch ist die Konzentration auf die Kreuzestheologie, oftin charakteristischen Konzepten gegen eine Theologie der Auferstehung zugespitzt.Arbeiten, die speziell auf die Heilsbedeutsamkeit der Auferweckung bei Paulus hinweisen,sind selten.Zwar wirddie Auferweckung Jesu oft thematisiert, aber unter dem historischen Aspekt, wie der Osterglaube entstanden ist, und unter dem christologischen, wie die Auferweckung als Erhöhung gesehen wird, aber, welche Bedeutung sie für die Proexistenz Jesu gewinnt. weiterlesen